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Moderne - Postmoderne

(Zweite Moderne, reflexive Moderne)

I.

"Die Moderne" ist zukunftsgewiss und optimistisch; viele unangenehme Dinge sollen aufgeklärt und ersetzt werden, das Unwissen, das Unbewusste, die schwere Arbeit, die Herrschaft von Menschen über Menschen, die Willkür. Im Zeitalter der Aufklärung bzw. der Vernunft herrschen (seit 1776) "life, liberty, and the pursuit of happiness", das Streben nach Glück auf Erden vor allem. Aber es gibt frühe Hinweise auf Wiederverzauberung, eine Rückkehr des romantischen Zaubers und des ganzheitlichen Denkens, auf das Unerklärliche und tiefe, sogar schwarze Antinomien der Moderne.1 Zeichen für solche Grenzen der Moderne sind Ausdifferenzierungen mit ihrer Entbindung von Sublogiken aus einem Einheitsplan - besonders das Auseinandertreten von technischem und humanitärem Fortschritt, von Darstellung und Vernunft in der Differenz der Aufklärung ist anzuführen -, zu nennen ist auch das Rekurrieren auf vormoderne bzw. analytisch nicht einlösbare Prämissen für Werte (Zielsetzungen) und Folgen, verbunden mit einer Entgrenzung von Risiken. Max Weber verbindet hiermit später den Rückschritt in die weit geöffneten Arme der Kirche, wenn man die Offenheit der Moderne und der kalten Analyse nicht mehr auszuhalten vermag.
Marx dagegen behauptet: die Geschichte stelle immer nur lösbare Aufgaben und entwickele mit den Produktivkräften die Mittel der Lösung, die Produktionsverhältnisse folgen nach (in Form von Krise und Revolution als nachholende, sprunghafte Anpassung).2 In der Synthese löse sich das Problem. Einmal ist die vorwärtstreibende Kraft der Antithese, der lösbaren Aufgabe im Problem, erschöpft und nicht mehr notwendig, die Geschichte der Gattung kommt zu ihrem Sinn und Ziel, ihr Zweck erfüllt sich der Menschheit und dem Globus. Die Moderne erschöpft ihre Energie und kommt zu sich, die Widersprüche lösten sich, die Geschichte ist am Ziel.

Kriterien der Moderne
Geist Verweltlichung
Aufklärung
Verwissenschaftlichung
Vernunft auf Erden
Wissenschaft vor Religion
Vetrauen in Wissenschaft und Vernunft: Akademiegründungen, Enzyklopädie
Politik Demokratisierung
Verfassung
Französische Revolution
freie, gleiche, selbstbestimmte Individuen
Demos = Souverän
Vertragsbeziehungen über Standeseinteilungen
insitutioneller Staat, Gewaltmonopol
Ökonomie industrielle Revolution
bürgerliche Gesellschaft
Freisetzung der Arbeit, soziale Frage und Kapital
moderne Industrie
Technik / Dampfmaschine
Markt, Arbeitsteilung vor Handwerk

Das klassische Problem der modernistisch überschätzten und überforderten Moderne ergibt sich aus der Zuversicht in ein leitendes vernünftiges Ziel und aus dem Wissen um die sichere Näherung an dieses Ziel, das endlich im Zeitalter der Aufklärung und Vernunft für die Einzelmenschen, vor allem aber für die Gattung Mensch verwirklicht wird. In der Vergangenheit gibt es einen Anfang vor der Vernunft, es gibt die Gegenwart der Verwissenschaftlichung und der Vernunft im Umgang mit Hemmnissen, und es gibt die Zukunft, in der das Ziel realisiert und das Reich der Freiheit erreicht wird. Geschichte hat einen linearen Sinn vom Anfang, aus der Natur mit Gewalt und Widernissen über die Gegenwart der Gestaltung zur Vernunft der Realisierung und des Abschlusses in der Sinnerfüllung.
Politikwissenschaftlich formuliert Machiavelli bereits 1513 im "Fürsten" handlungstheoretisch das Problem der Moderne: Fortuna, das Unbekannte, Unberechenbare und Unvorhersehbare, ist "zur Hälfte Herr über unsere Taten", die andere Hälfte gehört dem bewussten, kompetenten und realistischen politischen Akteur. Fortuna - Machiavelli vergleicht sie mit einem reißenden Hochwasser - wird dort besonders mächtig, wo sie auf keinen Widerstand trifft, weil kein Damm sie bändigt. Der freie Wille des Akteurs bedient sich der Vernunft (ragione), er entwickelt Kompetenz (virtú) und vermag den geschichtlichen Augenblick (necessitá) zu erkennen. Diese Fähigkeiten verbindet Machiavelli zu einer Methode, um zum Ziel zu gelangen. Ziel ist es, die Fähigkeiten von Vernunft, Verfahren und Einsicht so zu optimieren und zu bündeln, dass Fortuna auf einen möglichst großen und effektiven Widerstand stößt. Der negative Zufall, das schlimme Ereignis verliert an Kraft. Selbst wenn es sich ereignet hat - wie im Fall des Rousseau beeinflussenden großen Bebens von Lissabon (1755) -, ermöglicht diese Synergie der Vielen mit ihren Fähigkeiten den schnellen, besseren, weil bewussten Wiederaufbau. (Hier setzt Rousseaus Vertragskonzept einer zweiten Natur in der Kooperation der Gemeinschaft an.)
Das Problem der Moderne besteht darin, mit Vernunft das Unbekannte und Bedrohliche zu beherrschen, um das vorgegebene vernunftbesetzte Ziel der Geschichte und freien Selbstbestimmung zu erreichen. Das Unbekannte soll eingedämmt und beherrscht, idealiter via Vernunft kontrolliert und ausgeschaltet werden. Diese Fähigkeit bündeln nach Hegel weltgeschichtliche Individuen, sie sind "Werkzeug des Höheren", in ihnen inkorporiert sich die "List der Vernunft" für jene Sprünge, mit denen die Verhältnisse nach vorn eilen oder aufschließen zur Logik der Geschichte.
Abgesehen von diesen handlungstheoretischen Aspekten - bei Machiavelli insbesondere - setzt die Moderne auf einen Selbstlauf im historischen Gang. Die Vernunft kommt aus dem an sich ihrer Idee zu sich und zu ihrer Erscheinung. Es gibt, so Hegel, einen "innersten, bewußtlosen Trieb", der geschichtlich zum Bewusstsein treibt, jenseits der Akteure aus seiner Logik. Überwiegend ist es eine struktur- bzw. ideengeschichtliche Richtung, die den Gang zur Einlösung des Ziels der Geschichte bestimmt. Die Kontingenz fehlt diesem An-Sich, das handlungsfrei zum Für-Sich kommt.
Machiavelli hat das Problem der bewussten Kontrolle des negativen Unbekannten klargemacht (ebenso später Weber). Er verlagert das Problem der Kontrolle und Modernisierung in die Politik und koppelt seine Lösung, nämlich die Durchsetzung der Vernunft gegen die Barbarei, an den politischen Akteur und dessen Kompetenz und Vermögen gegenüber dem Unbekannten. Ziel ist die Maximierung von Vernunft, um das Unbekannte zu studieren, zu beherrschen und endlich zu begrenzen oder gar zu bannen. Diese "verbessernde" Politik verbindet Machiavelli mit der Republik, mit der kommunitären politischen Vernunft der Gleichen und Freien, der Bürger.
Exkurs: Einen Aufbruch zum Irrationalen und die noch dominierende Hoffnung auf die Vernunft versinnbildlicht z.B. "Don Giovanni" von Mozart bzw. (als Text) von Lorenzo Da Ponte, ebenso wie Schillers "Don Carlos" wird die Oper 1787 uraufgeführt. Letztlich wird die Versuchung gebändigt, der Exzess Giovannis wird gerecht von außerirdischer Gewalt verurteilt:

"Dies ist das Ende dessen, der Böses tut!
Und der Heimtückischen Tod ist
dem Leben immer gleich!"

So endet die Oper, der "Wüstling" wird bestraft (Da Ponte).3 Zuvor zieht Giovanni bzw. Don Juan eine "Blutspur verstörter Erotik", zieht alle Register von Macht, Wissen, Unterdrückung und Ausschweifung bei Sex und Essen. Es ist ein "Machiavellismus", der auf die Liebe bzw. ins Emotionale übertragen wird, eine Geschichte der unvernünftigen und maßlosen Verfehlungen, die am Ende von überirdischen Kräften bestraft wird.4 Dieses Drama endet gerade noch vernünftig und gerecht. Es lebt aber von der dargestellten Unvernunft, von einer schwarzen Romantik gegenüber der Erleuchtung durch Vernunft. Fast gewinnen Verführung und Wollust die Oberhand über die Gerechtigkeit. Irdische Vernunft und Ordnungsmacht können nicht helfen, sie versagen und öffnen der Attraktivität Don Giovannis das Feld. Es muss ein steinerner Gast als Rächer kommen, um als außerirdische Macht zu gewinnen.
Modernismus = Die Moderne als lineares, nicht kontingentes Projekt
Simplifizierend wird die Moderne zum "Projekt" stilisiert oder - bis zu Habermas - derart abgehandelt. Der Optimismus, der zur modernen Entwicklung gehört, wird überzogen: Wissenschaft kontrolliert die Naturkräfte und befördert den moralischen wie technischen Fortschritt, das Recht auf ein erreichbares, irdisches Glück ("pursuit of happiness") wird eingelöst; das "gute Leben" wird sich durchsetzen (entweder republikanisch mittels einer "guten Regierung", die dem Gemeinwohl verbunden ist, oder liberal mit wenig Staat, durch Entfaltung der individuellen Kompetenzen und der Ökonomie zum indirekten allgemeinen Wohl, dem die "invisible hands" einer eher indirekt wirkenden Koordination nur wenig nachhelfen).
Diesem vereinfachten Bild stellt z.B. die über den Faschismus und die Kulturindustrie aufgeklärte und desillusionierte Frankfurter Schule die "Dialektik der Aufklärung" gegenüber: Fortschritt wird nur als Technik und Rationalisierung und Vernunft nur als Beherrschung und als Herrschaft einer technisierten Barbarei wahrgenommen. Die Grenzen zum Mythos, zur Magie werden abgeschliffen gegenüber der Einheit der Unvernunft in der Barbarei und der Kulturindustrie.

II. Telos: Zielorientierung und Fortschritt - Beispiele

Schiller: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? 1789

Weltgeschichte gibt Antwort auf die Fragen der Zustände und Entwicklung von ungeselligen Höhlenbewohnern bis zum gebildeten Weltmann, bis zum weltbürgerlichen Band von Zwang, Zufall und Not, zu Verträgen, zum Zeitalter der Vernunft. "Unser menschliches Jahrhundert herbeizuführen haben sich ... alle vorherigen Zeitalter angestrengt. Unser sind alle Schätze ..."

Hegel: Rechtsphilosophie, 1821 - (Weltgeschichte §§ 341-360)

Die Weltgeschichte ist Verwirklichung des allgemeinen Geistes von Vernunft, Selbstbewusstsein und Freiheit; sie impliziert die Erziehung des Menschengeschlechts. - Dabei gibt es Individuen, die das Substantielle verwirklichen. Der Gang durchschreitet vier welthistorische Reiche: orientalisch, griechisch, römisch, germanisch. Am Ende (im germanischen Zeitalter, § 360) verlieren die Gegenwart ihre Barbarei und die Wahrheit ihre zufällige Gewalt. Es ereignet sich die Versöhnung von Geist und Welt, vom Jenseits und Diesseits.Im Staat entfaltet sich die Wirklichkeit der Vernunft. Für diese Wahrheit liefern die Religion, das Gefühl und die Wissenschaft die Erkenntnis. Die abstrakte Freiheit der Aufklärung - wie sie zum Terreur führt - endet in diesem Staat als Wirklichkeit der sittlichen Idee.

Das Ende der Gewissheit

Gegenstand der Postmoderne ist das Instabile, der unsichere Wandel. Stabil bis zu klaren Widersprüchen und einer Logik der Revolution sind dagegen die Sichtweisen der Moderne. Die Moderne geht davon aus, die Nebenwirkungen und Folgen an sich vernünftiger Entscheidungen seien kalkulierbar. Die Postmoderne bzw. reflexive oder zweite Moderne nimmt dagegen strikt an, unvorhersehbare Entscheidungs- und Folgeanteile gehören zur vernünftigen Intention selbst dazu. Es ist, so verstanden, keine abgespaltene Irrationalität, sondern es sind die Komplexität und Ausdifferenzierung der Moderne selbst, die zur modernen Postmoderne führen. Die vormalig moderne Abspaltung der Folgewirkungen geht in die Handlung selbst ein, die vormals religiöse Kontingenz kehrt radikal und rational in die späte Moderne zurück. Dieser Postmoderne entspricht jene Weber’sche Mischung (kulturell ist sie bei Nietzsche bereits zu finden) von Pessimismus, Individualismus und Askese. Der letzte oder (erste) neue Mensch wirft sich dem tendenziell bereits oder noch irrational und eigendynamisch-verselbständigt werdenden Gang der Geschichte in die Speichen: Mit Emphase für die Freiheit gegen die Eiseskälte und das Mitleid!
Als letzte Entzauberung - besonders bei Nietzsche - dämmert bereits diejenige der Wissenschaft (wie sie dann in der Wissensgesellschaft und in der technisierten Barbarei der grenzenlos instrumentellen Vernunft durchschlägt).
Die Postmoderne - ihre Startpunkte:
  • Literatur seit 1972
  • Architektur seit dem 15. Juli 1972, nachmittags um 3:32 Uhr5
  • Philosophie, Lyotard 1979

    politisch sozial-wissenschaftlich:6
  • Risiken, weiche Politiken
  • Bewegungen, Projekte
  • Individualisierung, Pluralisierung
  • Feminismus, Multikulturalismus, Post-Kolonialismus, der "Post-Positivismus" mit beliebiger Dekadenz (d.h. ohne eigene Probleme und als l’art pour l’art des Popper’schen Kritizismus)
  • Differenz, Akzeptanz: Anerkennungskämpfe

III. Post-Moderne (Welsch7)

Die Post-Moderne ist nicht anti-modern, sondern "postmodern Modern". Sie kennt keine Einheitsträume, entsagt notgedrungen und aus Vernunft dem Telos und setzt, bescheiden und plural (oder demütig gegenüber Kontingenz) auf die Fortsetzungen der Moderne bei radikalem Abschied von Modernismus. Deshalb gehört zur Postmoderne das Problem des Beliebigen. Dagegen "bietet" sich eine philosophisch geleitete Analyse an, sie "bedient" sich reflexiv im Rekurs z.B. auf Horkheimer philosophischer Werte (Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit) und mit Popper und Feyerabend der Methoden mit einer Vielfalt von Verfahren und Analysen.
  • Grunderfahrung: verschiedene Wissensformen, Lebensentwürfe, Handlungsmuster (derselbe Sachverhalt lässt sich verschieden darstellen), Verlust einer Einheitslogik, Pluralität von Metaerzählungen
  • radikale Pluralität bestimmt Lebenswirklichkeit in vielen Bereichen
  • anti-totalitäre Option Vielheit: (Relativismus ?) - Ende des Telos der großen Erzählungen (Lyotard)
  • Freiheitsgewinn und Verschärfung der Problemlasten - (Beck: Risikogesellschaft, 1986)
Postmoderne Auswirkungen auf politische Themen und Thematisierungen8:
  • Entzauberung von Macht, Macht wird zur relationalen Größe
  • Radikalisierung der Kritik an Technokratie - Rationalitäts-Kritik
  • Pluralisierungen, Anti-Totalitarismus, Relativismusproblem (und Gegentendenzen der Wiederverzauberung, Wertedebatten, Aufgabe des Universalismus durch Betonung je besonderer Identitäten)
  • Ende der Revolutionstheorie
  • Aufwertung von Minderheiten, Kritik an Mehrheitsprinzip
  • Ende der großen Legitimitätstheorien: von der Vernunfttheorie der Moderne auf der Suche nach der notwendigen Ordnungsmacht (Hobbes) bzw. der Versöhnung von Herrschaft und Selbstbestimmung (Rousseau) über legitime Herrschaft9 (Weber) zur Legitimation durch Verfahren (Luhmann)
Ronald Inglehart10 begreift den Übergang zur Moderne und von der Moderne zur Post-Moderne als einen Wertewandel und als eine Wandlung von Lebenswelten wie Systemcharakteristika. Es ist der Weg von Traditionalismus (Statik) zur Moderne mit Leistungsmotivation, Wirtschaftswachstum, rationaler Autorität und von dort zu postmaterialistischen Werten der Selbstbestimmung und des Hedonismus.
Zur Post-Moderne gehört die "stille Revolution" der sich von Materialismus zum Post-Materialismus wandelnden Werte11:

Werte
materiell postmateriell
stabile Wirtschaft Mitsprache/-bestimmungin Politik und Arbeit
Sicherheit Ideen zählen,
Ordnung Gesellschaft soll weniger unpersönlich sein
Verbrechensbekämpfung schönere Städte

Modernisierung - Postmodernisierung: Die Wertschätzung zentraler Lebensaspekte ändert sich.12
Eine weitere Auswirkung ist der Verlust der einen deduktiven Logik der Forschung (Popper) durch eine "geregelte Anarchie" der Verfahrensöffnung: "Anything Goes" (Feyerabend). Verfahrensunsicherheit und Darstellbarkeit der Methoden als Gewährleistung für Diskutierbarkeit und Inferenz schwinden und weichen einem beliebig erscheinenden Sprung in Induktion und Offenheit: Dekadenz meint den Verzicht auf primäre Forschung, auf eigene Probleme (und deren Lösung) bei beliebigen Dekonstruktionen vorgefundener Quasi-Paradigmen eines sog. "mainstream" der "scientific community", Dekadenz tritt eo ipso als Kritik des Etablierten auf ohne einen Erkenntnisgewinn jenseits des Gestus der Enttarnung eines verpönten Musters. Dekadent auch ist es, die am Anderen gepflegte kritische Haltung nicht auf sich selbst zu beziehen; an diesem Punkt wird das post-moderne Gebot der Reflexivität außer Kraft gesetzt. Postmodern sind in diesem Sinn ein Post-Kolonialismus und ein Post-Marxismus, aber auch Teile des Feminismus zeigen jene selbstgenügsame Kunst, die im Problemaufzeigen, in der Kritik von fremden Mustern stecken bleibt. Vor allem, jene Dekadenz verweigert den eigenen leitenden Normen die Transparenz und entzieht sie im Duktus politischer Korrektheit der Diskussion.

Modern Postmodern
Telos Pluralität
Offenheit Relativität, Reflexivität
Wissenschaft und Macht werden als Relation beschrieben.

Wider die Beliebigkeit -
1. Methode Transparenzgebot, öffentliche Kritik, Diskussion über Inferenz
2. Wertbezug Horkheimer - die philosophische Rezeption von Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit
Beides mündet in ein offenes Austragen von Pluralismus und angemessene Methoden. Dieses ist nicht beliebig, sondern reflexiv, kontrolliert und professionell möglich. Dagegen steht die Gefahr der Dekadenz:
  • Zurück zur Vor-Moderne: Flucht in Werte, in isolierte Bewegungen, in kollektive Identitäten, die hinzunehmen sind (mangels universeller Kritiken), in methodische Beliebigkeit, in holistische Mythen "einer Welt",
  • alleinige Dekonstruktion vorheriger Konstruktionen
  • Verteilung ohne Produktion, (Re)Interpretation ohne Darstellung

IV: Exkurs: Die komplexe Moderne
(Wider den linearen, simpel-optimistischen "Modernismus")

In der klassischen Philosophie der Aufklärung dämmert immer die Morgenröte, der Aufstieg in eine bessere Welt der Versöhnung, der praktischen Vernunft unter den Menschen. Eher verlegen und am Rand stehen Mahnungen bzw. skeptische Fragen, die die Schrecken, die Aufgaben, die Versuchungen, die Hemmnisse des Aufstiegs aus Unmündigkeit zur Vernunft betonen und skeptisch sind, ob diese Strukturen der Gewalt und diese Muster der Triebhaftigkeit aus Neid, Wollust, Habgier, Ehrgeiz zivilisiert werden können. Gerade die negative Sicht der Anthropologie durch Hobbes setzt auf die Vernunft der ordnenden, befriedenden Obergewalt, Rousseaus Sicht des Menschen ist positiv-negativ und verlegt die Kontrolle nach innen und in die Gemeinschaft.
Systematisch wird seltener gefragt, gibt es Muster des Unbewussten, der Unvernunft, des Irrationalen, die im Streit mit Prinzip und Logik der Bewusstwerdung und der Einlösung der vernünftigen Geschichte stehen. Eher wird - aus Anlass etwa des Terrors im Gefolge der Französischen Revolution - nach einer Mischung von Ratio und Gefühl, von Einsicht, Erkenntnis und Erziehung gesucht. Besonders Schillers Suche nach einem Trieb für die Wahrheit ist zu nennen und seine Frage an ein Zeitalter mit Licht und Aufklärung: "woran liegt es, daß wir noch immer Barbaren sind?"13
Äußerlich durch Institutionen (Hobbes’ liberale Sicht) oder innerlich durch (Selbst)Kontrolle (Freud) oder durch soziale Kontrolle (Rousseau), durch die Rechtsordnung und das moralische Prinzip Hegels bzw. durch Kopplung von Person, Familie, Staat, Korporation, Gesellschaft, durch den Himmel der Vernunft und dem kategorischen Imperativ im Menschen, durch Schillers Empfindung vom Herzen zum Kopf soll der vernünftige Weg bestimmt werden. Republikanische Tugenden, wie sie Rousseau vorstellt, sind getragen von der Hoffnung, die Kontrollmechanismen des Außen (Staat, Institutionen, Gesetze, Verfassung) und des Innen (Moral, Patriotismus, Gemeinsinn) zu vereinen. Hierin liegt der Sinn der von Rousseau propagierten Gleichzeitigkeit von Selbstbestimmung und Herrschaft.

Rousseau: Die Koevolution von Selbstbestimmung und Selbstbeherrschung bzw. Freiheit und Herrschaft = Ein modernes Märchen im Rückblick auf vormoderne Homogenität und Enge

Für Rousseau ("Contrat Social", 1762) ist der Mensch frei geboren und liegt doch überall in Ketten, weil er sich mit dem Gang der Ausdifferenzierung und der Gesellschaft seiner selbst entfremdet. Wie später Freud - ein anderer Regelmeister aus dem Inneren - ist Rousseau der Ansicht: Die Menschen sind an einem Punkt angelangt, an dem das Geschlecht zugrunde geht, wenn es seine Existenz nicht ändert. Dieser Extrempunkt an der Scheidegrenze von Untergang oder Erhaltung ist Ausgang des Vertrages, um "eine einzige Triebkraft in Gang [zu] setzen und zum Zusammenwirken [zu] bringen."14 Alle müssen alles einem neuen Kollektiv, der gemeinschaftlichen Republik, übereignen, es gibt keine relevante private Kraft mehr, an der Stelle der Einzelpersonen bildet die "Vergesellschaftung ... einen moralischen und kollektiven Körper."15 Diese "totale Übereignung" ist Grundlage für die Aufgabe und Überwindung der Entfremdung von der natürlichen Freiheit und für die Geburt eines neuen Kollektivs. Hieraus soll sich eine Herrschaft, eine Ordnung aus der Orientierung am Gemeinwohl ergeben, in der die Identität von Bestimmung und Herrschaft, von Regelung, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung zusammenfallen ebenso wie das Zusammenspiel von Individuen und Gemeinschaft. Jeder wird durch Aufgabe seiner vereinzelten Rechte Teil eines gemeinsamen gebildeten Ganzen.
Rousseaus Hoffnung besteht in einer Identität von Vertrag, Herrschaftsstiftung und Selbstverwirklichung durch Zurücknahme jener (kollektiven) Entfremdung, mit der sich die Menschheit in der Zivilisation von ihrer an sich freien Natur entfernt: "Wenn sich jeder an alle übergibt, übergibt er sich letzten Endes an niemand. Da man über einen Teilhaber ein anderes Recht erlangt, als man ihm selbst einräumt, gewinnt man den Gegenwert für alles, was man verliert, und ein Mehr an Kraft zur Erhaltung dessen, was man hat."16
Der "Gesellschaftspakt" bringt somit eine zweite, begründete Natur mit einer Synergie aus der Zusammenführung der ihre Entfremdung zurücknehmenden Individuen zu einem Menschengeschlecht, einer "Körperschaft", in der "jedes Mitglied ... vom Ganzen [ein] unabtrennbare[r] Teil" geworden ist.17
Rousseau verlagert die äußere, institutionelle Kontrolle, wie sie Hobbes im Gewaltmonopol und in der Veredlung von "violence" (roher Gewalt) zu "power" (institutioneller Macht) etabliert, in die Moralordnung des Patriotismus der Gemeinschaft und in die Pflege der gemeinschaftlichen Anteile und den Gewinn der gesellschaftlichen Freiheit (anstelle der natürlichen Freiheit und dem unbeschränkten Recht "auf alles, was ... lockt"18).
Als Zivilreligion veranstaltet die gemeinschaftliche Körperschaft (man scheut sich, den Begriff "Staat" für Rousseaus republikanisches Gemeinwesen zu verwenden) die Pflege des Patriotismus wiederum bevorzugt, um die Gesellschaft moralisch zu schließen, um "die Herzen der Staatsbürger dem Staat zuzuwenden".19 Zwar gibt es das Recht auf Verbannung und Todesstrafe, wenn jemand "gesellschaftsfeindlich" ist und die "Gemeinschaftsgefühle" missachtet20, aber maßgeblich sind nicht die Strafen, sondern die kollektiven Verinnerlichungen, auf die Rousseau setzt. Es ist - bei Dominanz des "staatsbürgerliche[n] Glaubensbekenntnis[ses]" und der bewusst einfachen "Dogmen der staatsbürgerlichen Religion"21 - ein Zusammenführen der Willens- und Symbolbeziehungen, die die Gemeinschaft zusammenhalten. Rationale Regeln treten in den Hintergrund.
Die Darstellung, Integration und Dramaturgie der Symbol- und Moralbindungen ersetzt bei Rousseau von innen die äußere Zwangsapparatur, die Hobbes aus dem uno actu geschlossenen Gesellschafts- und Staatsvertrag hervorgehen lässt. Seit Locke wird dieser äußere Staat liberaler Vermittlung und erneuter Rückbindung an die freien Individuen unterzogen. Es bleibt aber bei einem äußeren, von außen und oben wirkenden Zwangsapparat. Es ist dies ein anderes, weitergehend internalisiertes Bindungskonzept der Moderne, welches das Rousseau’sche Paradoxon der Einheit von Beherrschung - Herrschaft - Gemeinschaftswille - Vergemeinschaftung prägt.
In der Vorwegnahme von Gedanken Foucaults beschreibt dies Ernst Cassirer 1932. Cassirer verdeutlicht, dass die erste Entfremdung von der Natur die äußeren Zwänge an Kontrollwirkung übertrifft, weil "die Gesellschaft ... in uns und für uns" denkt: "Alle Geister scheinen in die gleiche Form gepresst."22 Es sind diese verkehrten, inneren Einrichtungen und Vorstellungen, die den (von Natur aus "guten") Menschen "schlecht" machen bzw. entfremden. Vor dieser (stilisierten) Folie entwirft Rousseau die Wende, die aber ebenfalls im Inneren diese Innenleitung der sozialen Form beibehält. Freiheit wird gedacht als Ausschluss des bloß Besonderen, der Verlockungen, der Willkür. Der Staat, die Gemeinschaft, wird weitgehend zur moralischen, verinnerlichten Anstalt, zur Erziehung, zur Darstellung wie Pflege von Patriotismus.
Weit vor dem Wissen stehen der Wille und die gefühlte Einsicht in die neue, renaturalisierte Ganzheit. Bindung und Bestimmung, Pflicht und Darstellung, Außen und Innen sollen zusammenfallen, dies ist Rousseaus moderne Antwort auf dämmernde Antinomien der Moderne. Angelegt ist dabei eine antiintellektuelle, gefühlvolle und willensbetonte Ganzheit gegenüber den modernen Ausdifferenzierungen, gegenüber der aufziehenden Verwissenschaftlichung der (Willens)Beziehungen. Cassirer hebt diese "Gemeinschaftsform" gegenüber der Emanzipation des Einzelnen hervor: "Aus der Form und der Ordnung der Gemeinschaft" wird der Einzelne gerade nicht "entlassen", vielmehr soll er diese freiwillige Bindung als "wahre Freiheit" leben, als Teil der Gemeinschaft, einer Republik der Bildung und des Patriotismus, worin der Einzelne aufgeht.23
Cassirer sieht Rousseaus Bedeutung im Konzert der Aufklärung bzw. der Moderne darin, dass Rousseau dem reflektierenden (individuellen) Verstand (und damit der individuellen Selbstaufklärung à la Kant sowie dem rational begründeten institutionellen Staat von Hobbes) die Entdeckung "der Leidenschaft und ihrer elementaren Urgewalt" gegenüberstellt.24 Natur, Poesie, Patriotismus, "romantische" prä- und postmoderne Einstellungen also, treten in den Bezugskreis der Moderne. Hieraus und aus sozialer Enge wie Schlichtheit soll die Bindekraft des Sozialen und Politischen gegenüber dem Sonderwillen erwachsen. Rousseau gewinnt dies aus dem Rekurs auf Zustände vor der modernen und arbeitsteiligen Zergliederung einfacher Beziehungen und Verhaltensweisen, und er stellt diese Vorgeschichte der Moderne gegenüber, um die Gemeinschaft wieder zurückzuholen. Prä und Post fallen zusammen. Modern blitzt der Gedanke des Souverän auf, aber dessen Enge wird ebenso sofort zum Gebot gegenüber Intellektualisierung und Ausdifferenzierung.
Mit der Kopplung von äußeren und inneren Regelmechanismen für Gesellschaft und Seele soll gleichzeitig der Entfremdung von der Natur zur Gesellschaft, wie sie Einzelmensch und Gattung betrifft, und der Kontrolle sowie Synergie durch ein Gemeinwesen, die Republik der Freien und Gleichen, entsprochen werden. Eine Hoffnung, die in der Französischen Revolution zerbricht25 und dann in verschiedenen Wegen der Kontrolle und der vermehrten Einsicht in die Nachtseiten breiter, kaum mehr vereinter und zu vereinbarender Bilder wie instrumenteller Kataloge einer zunehmend technisch funktionalisierten Vernunft weicht. De Sade, die Romantik, Sturm und Drang mit Werther und Büchner bauen schon im 19. Jahrhundert eine neue, den Modernismus kritisierende Sicht auf. Vernunft und Barbarei, Freiheitsdrang und Fesseln, gerade solche des Unbewussten und der kaum zu beherrschenden Triebe Macht, Vorurteil und niedrige, unaufgeklärte Beweggründe stehen nebeneinander, werden gleichgewichtig.
Weber für die Institution und die Macht, Freud für das Individuum mit Es, Ich und Über-Ich sind zum Ende des 19. Jahrhunderts Versuche, eine skeptische Verbindung, nicht mehr die Versöhnung und Aufhebung der Vernunft, nochmals zu denken und unter den Primat von Freiheit und Zivilisierung zu stellen.26 Unbehagen und Eiseskälte gehören hierzu. Die klassischen Hoffnungen der Universalgeschichte wie Schillers Reich der allseitigen Vernunft bzw. Kants Aufstieg aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, Hegels Zusammenfall von Sittlichkeit und Bedürfnissen im Staat als geschichtsgewordene sittliche Idee oder Marx’ Telos einer äußerlich wie innerlich nicht-entfremdeten, freien Gesellschaft als Assoziation freier Menschen, als versöhntes Ende von Antagonismen27 und konfliktreichen, schmerzlichen Widersprüchen - solche Hoffnungen weichen vielfältigen, immer weniger zuversichtlichen Ausdifferenzierungen. Vernunft und Barbarei, eine technische Machbarbeit bis zur möglichen Vernichtung der Gattung (Freud) stehen sich pessimistisch mehr und mehr gegenüber. Die "Dialektik der Aufklärung" (Adorno/Horkheimer) zieht hierunter einen schon wieder eindeutigen, negativen Schlussstrich, die humane schlägt in die technische, instrumentelle Vernunft um. Die emanzipierte Moderne befindet sich im Rückzug (Horkheimer).
Die klassische Hoffnung der Aufklärung und der einfachen Moderne des Aufstiegs aus einer Nacht durch Proben und Prüfungen hin zur selbstbewussten Mündigkeit und zum Reich der Freiheit wie Vernunft ist zerstoben. Modernismus erscheint seit dem Terreur der Französischen Revolution als äußerst inhuman, bestenfalls als eine konzentrierte Diktatur zum Zweck der nachfolgenden Befreiung (Marx). Die Stärke dieser Vernunft und Dialektik zerbricht spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen vieler dritter Wege des Chauvinismus und Nationalismus. Autorität an sich im Staat, in der Gesellschaft und im Individuum wird neu entdeckt, teilweise positiv besetzt. Die Klarheit der einfachen Gegensätze, der vorwärtstreibenden Dialektik im Telos schwindet. Die Unmündigkeit des Selbstlaufs von instrumenteller Rationalität wie Bürokratie (Weber) und die selbstverschuldete Unmündigkeit in einem an sich an Möglichkeiten der Aufklärung reichen Zeitalter der Vernunft (Kant) werden bestimmende Themen.
Mit Nietzsche, Weber und Freud ergeben sich äußerst komplexe, unsichere und schwache Modelle weiterhin bestehender (geringer) Chancen bei all den Gefährdungen. Das Ziel des einmaligen, dann aber unumkehrbar, unwiderruflich erreichten und etablierten Ziels der Freiheit und Vernunft schwindet und weicht vielfältigen Modellen der Kontrolle und Befreiung mit immer neuen Folgewirkungen im Spektrum ständiger Bedrohungen und Versuchungen zwischen Vernunft und Irrationalität. Der einen Vernunft und dem vernünftigen Ziel der Geschichte sind Staat, Gesellschaft und Individuen seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr sicher. Als Kritik der Moderne mit allen Umschlagmöglichkeiten zum Chauvinismus und zur Gewalt eines neuen Menschen stellt dies insbesondere Nietzsche dar.
Weber sieht die größte Gefahr in der ausdifferenzierten Freisetzung und somit in der verselbständigten Abspaltung des Geists der Moderne in Rationalität und Bürokratie. Diese Folgewirkung der Moderne bewirken eine Entzauberung, Kälte und Selbstlauf, dessen verzweifelte Kontrolle dem verantwortungsbewussten politischen Akteur übertragen wird. Politik, bewusstes, verantwortliches politisches Handeln als freie Zielsetzung gegenüber jener bürokratischen und juristischen Rationalität wird zur liberalen und letzten Chance.
Ähnlich skeptisch ist Freuds Lösung für das Individuum. Das Tor der Geheimnisse des Seelenlebens wird aufgestoßen, etwas Licht gelangt in das Dunkel und soll die Möglichkeiten des Ich, der Vernunft, gegenüber dem Es, den Trieben befördern. Unterstützend wirkt das Über-Ich, die Moral, die Normen des Schönen, Guten und Wahren, mit. Im Grundsatz gelingt der Ausgleich der Trieb- und Gedankengebilde (aus der Libido heraus) mit der Wirklichkeit kaum mehr, zum Charakter des Ich gehören Neurosen nachgerade dazu. In einem Ansturm von Problemen brechen sie auf: "Alle Menschen sind mehr oder weniger neurotisch."28
Dieses Mehr-oder-Weniger (Freud), diese politische Kontrolle unbeabsichtigter Folgewirkungen und Eigendynamiken (Weber) werden nun zum Thema einer verzweifelten Moderne, die von der Kritik am Modernismus geprägt wird. Unmögliches möglich zu machen, wird zur modernen Paradoxie.29

IV. Theorie und Empirie Oder Begriff und Verallgemeinerung und die Summe der Relationen - Wahrheit als Relation

Das Wesen und der Sinn der Dinge und Prozesse, schlichter ihr Begriff, ihre Bedeutung und ihre Erscheinung, noch schlichter ihre "Realität", ihr Da-Sein und die Gedanken darüber fallen nicht zusammen. Die Realität verlangt, um urteilen und vergleichen zu können, nach einem Begriff und Maßstab und führt dann zu einem Urteil. Dieses befindet über wesentlich und unwesentlich, über Allgemeines und Besonderes in der bunten Vielfalt der Dinge und Geschehnisse. Es geht im Kern um Empirie und Theorie, um die Arbeit der Beurteilung und des Urteils sowie der Verallgemeinerung aus vielen Eindrücken. Das ist die Aufgabe von Theorie in Rücksprache zur Empirie. Empirie überhaupt wird nur über Theorien oder zumindest Einzelsätze (Theoreme) fassbar. In der Induktion steckt eine Deduktion, nämlich diejenige der Zuwendung zu diesem einen Problem unter unendlich vielen. Als letzte Klarheit schwindet so diejenige der Wissenschaft, auch die Wissenschaft wird entzaubert und verliert den einheitlichen Bezug zur Vernunft gegenüber einer Vielfalt an Aussagen und Verfahren.
Theorie ist eine Distanz, eine Abstraktion, die gegenüber der Erscheinung der Dinge etc. vertretbar sein muss. Insofern geht es um einen angemessenen Bezug - einen unter vielen möglichen. Eine Theorie ist immer eine von vielen: Eine Blume z.B. lässt sich ästhetisch, symbolisch, farblich und biologisch bzw. physikalisch und/oder chemisch darstellen, wobei jeweils besondere Aspekte der Blume bzw. ihrer Totalität hervorgehoben und verallgemeinert werden. Für die Physik und/oder Biologie ist z.B. die Blume etwas anderes als für die Literatur bzw. die "ars marmandi", sie ist anders im symbolischen Interaktionismus der Soziologie oder im symbolischen Handeln des politischen Protokolls. Jeweils geht es um einen tongebenden Ausschnitt, um einen möglichen, als wesentlich erachteten bzw. gesetzten Akzent. Die Begrenztheit einer Analyse innerhalb der Totalität bzw. der z.Zt. bekannten Fülle an Dimensionen macht die Grenze der einzelnen Theorie aus und fordert den Anschluss an andere Theorien. Die Grenzen und die zugehörigen Ausschnitte und Akzente sind zu bezeichnen, um die Gefahren einer Totalisierung einer Teiltheorie zu vermeiden.
Die wissenschaftliche Arbeit mit Theorie und Empirie ist die Kontrolle des Allgemeinen vor dem Besonderen und des Besonderen im Lichte seiner Allgemeinheit und Bedeutung über die besondere Einmaligkeit hinaus. Die Bedeutung der Inferenz und deren Probleme ergeben sich hieraus.
Nietzsche illustriert dies am Beispiel des Blattes einer Pflanze, das er in seinen Besonderheiten auf eine "Urform" zurückführt. Die "Urform" ist eine vorgestellte Abstraktion, die realiter die vorhandenen konkreten Formen annimmt, "so daß kein Exemplar [eines besonderen Blattes] korrekt und zuverlässig als treues Abbild der Urform" ausfällt. Entscheidend ist das Wechselspiel zwischen Spezifik und Spezies, zwischen Exemplar und Gattung, zwischen Einzelfall und Begriff. Als Baustein einer Theorie ist der Begriff Ausdruck dieses Bezugs und dieser Verallgemeinerung der Essenz gegenüber der je besonderen Existenz. Wiederum kann auf Nietzsche verwiesen werden, der die Anpassung von Ding und Begriff bzw. Empirie resp. Mannigfaltigkeit und Theorie resp. Charakteristikum anspricht:
"Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nichtgleichen."30
In jedem Begriff ist somit auch das Problem von Induktion - von den Blättern zum Blatt - und Deduktion - vom Blatt zu den Blättern - als Beziehung, nicht als ein Gegensatz eingeschlossen. Dazu nochmals Nietzsche: "Das Übersehen des Individuellen und Wirklichen gibt uns den Begriff, wie es uns auch die Form gibt, wohingegen die Natur keine Formen und Begriffe, also auch keine Gattungen kennt ..."31
Aus der Pluralität der Zugriffe und Verallgemeinerungen im Spiel von Begriff und Ding bzw. Realität und Theorie ergibt sich für Nietzsche ein Begriff von "Wahrheit" als "Summe von menschlichen Relationen": "Was ist Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind ..."32
Und die Theorien, so ließe sich analog ergänzen, sind erfahrungsgesättigte Verallgemeinerungen von Akzenten und Ausschnitten der Existenz. Sie gewinnen ihre Essenz ebenfalls im sozialen Kontext jetzt nicht des Volkes, sondern der "scientific community". Theorien sind logisch verbundene Sätze, von denen die Wissenschaftler vergessen haben, wie sie konstruiert worden sind; die induktiven Wege des Hervorbringens ebenso wie die deduktiven Beiträge bei der Konstruktion werden vergessen, um ihnen den edlen Charakter des forschungsleitenden Ausgangs - und Bezugspunktes zu verleihen. Dies ist künstlich und versteht sich gegenüber der relationalen Fülle und Pluralität als soziale Leistung des wissenschaftlichen Verkehrs in der späten, skeptischen Moderne. Gerade Popper akzentuiert beides, das deduktive Credo und den Kritizismus, die Skepsis.
Von diesen Ausführungen Nietzsches bis zur methodischen Beliebigkeit der Postmoderne als einem Tausch des strengen, deduktiven Zugriffs (Popper) gegen die Anarchie jedweder Zuwendung (Feyerabend) scheint es nur ein kleiner Schritt - ein Schritt, der nie begangen werden sollte.
Vor schierer Beliebigkeit wissenschaftlicher Aussagen etc. bewahrt die Berücksichtigung der Auswahlkriterien, der Beziehungsregeln und der Akzentsetzungen im Dreiecksverhältnis von Erkennungssubjekt, Erkenntnisobjekt und begrifflichem Konstrukt. Die Regeln der Wissenschaftstheorie und Methodologie liefern immer noch konventionelle Gütekriterien, um den jeweiligen Ausschnitt forschungsstrategisch zu bewerten und zu diskutieren. Jenseits der klassischen Moderne mit ihrem richtenden Fortschrittsziel, dem Telos von Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstbewusstein, der äußeren und inneren Aufklärung als Makro und Mikro also, gibt es keinen Kanon zur Regulierung der "Summe von menschlichen Relationen": Ausschnitte, Akzente, Theorien zum Besonderen sind unerschöpflich und in gewisser Weise tatsächlich beliebig, oder sie werden eben konventionell eingefangen. Von der klassischen Zielrichtung der Wissenschaft mit einer Logik der Forschung (Popper) bleiben nur Splitter und schwache Hoffnungen. Popper formuliert dies nach Nietzsche sehr deutlich und macht dies zum Ariadnefaden seines von Falsifikation, nicht von Wahrheit und Gewissheit ausgehenden Forschungs- und Wissenschaftsverständnisses: "... die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es ist eher ein Sumpfland, über dem sich die kühne Konstruktion ihrer Theorien erhebt ..." -"Die Theorie ist das Netz, das wir auswerfen, um ’die Welt’ einzufangen ... Wir arbeiten daran, die Maschen des Netzes immer enger zu machen."33

V.

Anschaulich zeigt dies ein Vergleich der "Schule von Athen", wie diese als ein Konstrukt über Raum und Zeit, über die Philosophen hinweg als philosophisches Forum der Debatten entworfen worden ist.

Die "Schule von Athen"

Der abstrakte Entwurf gelingt Raffael (1511) als geschlossene Fiktion, als eine Illusion, bei der man vergisst, dass sie eine illusionäre Metapher ist (um nochmals an Nietzsche zu erinnern). Cy Twombly (1964) kann die "Schule von Athen" 450 Jahre später nurmehr als Splitter retten durch Wiedergabe der wichtigsten Formen, des Bogens, der die Zentralperspektive krönt, und von Schriftzügen wie "Aristotole e Platone" und "Scoala di Atene". Es bleibt bei Symbolen für die Abstraktion der Moderne, für deren Schließung und den Bezug zum Telos einerseits und andererseits für den Gang zur Postmoderne, die sich auf Zitate und Verweise beschränkt: Konstruktion (Raffael) bzw. Rekonstruktion und Dekonstruktion in einem (Twombly) sind die modernen und postmodernen Relationen, was beide Darstellungen durch Raffael und Twombly derselben "Schule von Athen" im Abstand von 450 Jahren veranschaulichen. Wie ist die Quintessenz der abendländischen und modernen Philosophie, "die bekanntlich die Apotheose der Philosophie als Ursprung der abendländischen Kultur darstellt"34, wiederzugeben? Gestisch, antinomisch, konstruktiv-analytisch (Twombly) oder mittels aller "kanonischen Regeln der Renaissancekunst", um ein exaktes Abbild einer theoretischen Wirklichkeit, des Himmels und der Größen der Philosophie, zu konstruieren (Raffael), nicht zuletzt mit Hilfe der von Brunelleschi im 14. Jahrhundert eingeführten Zentralperspektive?35

VI. Große Erzählung - am Ende

Vereinfacht bringt Jean-François Lyotard36 die Postmoderne für die Sozialwissenschaften auf den dehnbaren Nenner einer "Skepsis gegenüber Metaerzählungen" - einen Nenner, den Lyotard als Ausfluß wissenschaftlicher Skepsis ansieht. Die Figuren des großen Helden, der großen Gefahr und des großen Zieles zerfließen in die Konturlosigkeiten der "Mittelmaße" (Enzensberger). Große Erzählungen verbindet Lyotard bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit der Dialektik des Geistes, der Hermeneutik des Sinns und der Emanzipation vernünftiger, arbeitender Subjekte; als modern gelten ihm Wissenschaften, die solche Erzählungen ausmalen und, vor allem, teils normativ, teils erfahrungswissenschaftlich legitimieren. Diese Metatheorien und gebündelten, geschichtsphilosophischen Entwürfe hin zu "einem guten ethisch-politischen Ziel, dem universellen Frieden"37 verlieren ihren Zusammenhang, sie "veralten", wie Lyotard meint, um auf die für die Gegenwart schwindende Kraft dieser Erzählungen hinzuweisen.
Diese Ablösung und Überwindung gründet sich auf mehr als auf wissenschaftliche Skepsis und einen zunehmend spezialisierten, ausdifferenzierten und "entzaubernden" wie selbst "entzauberten" Wissenschaftsbetrieb. Postmoderne Skepsis gegenüber der Einheit von Vernunft bzw. entsprechende Hinweise auf Brüche und Differenzen im Wissen (Foucault, Derrida) wächst wissenschaftlich und ästhetisch38, lebensweltlich39 und politisch.
Entzaubert werden - nach einer "keynesianischen", "fordistischen" und "sozialtechnologischen" Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise - die Regulationskraft staatlicher Politik und wiederum die Vorstellung einer krisenfreien (kapitalistischen) Ökonomie bzw. "der kurze Traum immerwährender Prosperität".40 Diese Reaktionen auf totalitäre Bewegungen der Zwischenkriegszeit, vor allem aber auf die staatssozialistischen Entwicklungen und Verkrustungen (bis 1989/90) verstehen sich als umfassende "Absage an die Formen einer Totalisierung von oben."41
Aus den postmodernen Sichtweisen wird das zwingende Telos großer Erzählungen nunmehr kritisch mit zahlreichen Grenzen, Frageverboten, antizivilgesellschaftlichen und antipluralen Regelungen und zwanghaften, geschlossenen, wissenschaftlich aber nicht mehr haltbaren Aussagen verbunden. Meta-Erzählungen, so Wolfgang Welsch, werden ob ihrer Gesamtdeutung und ihrem Einheitsdenken verworfen. Die Energien, die Hegel z.B. in der "Rechtsphilosophie" zur Bewältigung der "Zerrissenheit"42 der bürgerlichen Gesellschaft aufgewendet hat, um sein staats- und vernunftbezogenes System zu schließen, werden postmodern in den Vorstellungen eines "enttotalisierten, fragmentierten und pluralisierten Denkens"43 und der zugehörigen vielfältigen Lebensstile geöffnet. Die asketischen Vorstellungen Nietzsches und Max Webers schließen hier einerseits an, lassen sich wohl auch (maskulin) revitalisieren, werden andererseits aber als ein bemühter, zwanghafter Schließungsversuch erkenntlich.44 Mit diesem Zwang treten sie dem romantischen Okkasionalismus (C. Schmitt), den ästhetischen Wiederverzauberungen und den kultischen Versuchungen von "Intellektuellenreligionen" entgegen.45 Welsch konfrontiert einer "Ganzheits-Melancholie" ein "Vielheits-Interesse" und kennzeichnet implizit das Veralten auch des "asketischen Ideals" und der distanzierten, vornehmen, am Erklärungsverlust leidenden, ihn aber wissenschaftlich aushaltenden Form, wie sie von Nietzsche und Weber der "Entzweiung"46 gegenübergestellt wird: "Solange die Auflösung der Gesamtheit noch als Verlust erfahren wird, befinden wir uns [noch - E.H.] in der Moderne. Erst wenn sich eine andere Wahrnehmung dieses Abschieds - eine positive - herausbildet, gehen wir in die Postmoderne über. So geht der Befund, daß Ganzheitsverlust in der Moderne schon seit langem registriert wurde, mit der These von der Spezifität der Postmoderne zusammen."47
Der europäische "Weltschmerz" der Jahrhundertwende, die asketische Betonung der begrenzten Wissenschaft durch Max Weber und "schwarze Traurigkeit", die Nietzsche48 beeinflusst, sind einerseits Vorstufen beim Durchbrechen großer Erzählungen und ihrer Dämme wie Regelwerke, so wie sie sich andererseits dem Verlieren in Beliebigkeit und im Gestus nachgeborener Dekadenz entgegenstemmen. Gleichzeitig nämlich mahnen und warnen diese Vor-Denker davor, nicht in schiere Beliebigkeit (und Dekadenz) zu verfallen. Bis in ihre Lebensführung und Krankheitsgeschichte schreiben Nietzsche und Weber diese Parabeln.
Die Aufgabe, gerade auch die der vom Modernismus befreiten Wissenschaft, ist schwerer geworden. "Das freiere Denken" muss demzufolge schärfer und transparenter werden, um nach Twomblys Resten bzw. Zitaten zu suchen. Die Suche nach Problemen und Lösungen verliert sich sonst leicht in jenem neblig-weißen Farbgrund, aus dem Twombly die Erinnerungen an moderne Aufgaben des Sinns immer noch herausarbeitet.
Twombly zeigt, in Schemen lassen sich die großen Erzählungen noch erinnern.
Anmerkungen:
1 Zu diesen schwarzen Seiten in der Moderne (wie sie eine moderne Kritik der Moderne, des Modernismus, notwendig machen) vgl. bes. Johannes Weiß, Vernunft und Vernichtung, Opladen 1993. Weiß kann vor allem zeigen, dass sich "Antinomien der Moderne" (S. 148 ff.) bereits zur Zeit der Moderne mit dem Gegensatz von Idealismus und Romantik bzw. einem "Universalismus der Gleichheit" gegenüber einem "Universalismus der Differenz" darstellen (S. 151). - Vgl. auch (nach Faschismus und Stalinismus) Max Miller, Hans-Georg Soeffner (Hrsg.), Modernität und Barbarei, Frankfurt 1996; von Zygmunt Baumann vgl. z.B.: Flüchtige Moderne, Frankfurt 2003. Baumann insbesondere stellt "Das Ende der Eindeutigkeit" dar als "Moderne und Ambivalenz".
2 Diese Behauptung erscheint heute vermessen. - Gerade radikale Lösungen und Reduktionen auf eine oder wenige ursächliche Größen wie die Klassen- oder Rassenfrage führen zur modernen Barbarei bzw. zur Modernität der Barbarei..
3 Die Zuspitzung des älteren Don Juan-Mythos durch Da Ponte und Mozart zeigt Julian Rushton, W.A. Mozart Don Giovanni, Cambridge u.a. 1981.
4 Vgl. Giovanni Macchia, Der Don Juan-Mythos, in: Mozart, Don Giovanni - Oper Frankfurt, [Frankfurt 1994], S. 8, 11.
5 Diese übergenaue Angabe macht Charles Jencks (The Language of postmodern Architecture, London 1991, S. 23 - 19771). An diesem Tag wird in St. Louis das Pruitt-Igoe Housing gesprengt, weil sich diese Siedlung - ebenso wie 1990 die Taylor Homes in Chicago - von moderner Architektur, 1951 im Geiste von Curbusier gebaut, in einen irreparabel erscheinenden Slum gewandelt hat: "Modern Architecture died in St. Louis ..."
6 Vgl. Beyme, S. 187
7 Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne, Berlin 19975.
8 Nach von Beyme, Theorie der Politik im 20. Jahrhundert, S. 187 ff.
9 Bezug ist der legitime moderne institutionelle Staat mit Gewaltmonopol.
10 Modernisierung und Postmodernisierung, Frankfurt/New York 1998.
11 Vgl. ebda, S. 159.
12 Ebda, S. 112.
13 Schiller, Grenzen der Vernunft, 1795.
14 Rousseau, Staat und Gesellschaft, München 1959, S. 17.
15 Ebda, S. 19.
16 Ebda, S. 18.
17 Ebda.
18 Ebda, S. 21.
19 Ebda, S. 116.
20 Vgl. ebda, S. 118 f.
21 Ebda, S. 118, 119.
22 Ernst Cassirer, Das Problem Jean Jacques Rousseau, Darmstadt 1970, S. 9.
23 Vgl. Cassirer, S. 16 f.
24 Cassirer, S. 38.
25 Vor allem Hegel kritisiert Aufklärung als absolute Freiheit, als platte Negation ohne eine Positivierung. Schillers ästhetische Erziehung setzt hier ein. Hegels Staatsverständnis stellt sich ebenfalls als eine Lösung dar.
26 Nietzsches moderne Kritik der Moderne setzt auf die mitleidlosen Orgien und Gewaltsamkeiten des neuen Menschen, der dem Mittelmaß, den Städten, aber auch der Gesellschaft enteilt, in Wäldern, Wüsten und Höhlen mit seinen Tieren, den Adlern, Löwen, auch Schlangen, nach Stärke sucht. Dionysos wird bemüht, um aus der Ratio auszubrechen, um neue Freiheit zu finden, gleichzeitig gehört Askese - wie bei Weber - auch zu jener Mixtur, um mit dem dekadenten Modernismus zu brechen. - Nietzsche und Marx empfiehlt denn auch Max Weber, um angemessene Aussagen treffen zu können.
27 Mit Gewalt als dem Geburtshelfer des Neuen, bis hin zum Freien.
28 Sigmund Freud, Ohne Titel, 1931 - abgedr. in: Neue Rundschau, 117 (2006), S. 19. - Von außen eröffnet ein Aufbruch der neurotischen Latenz diverse Manipulationen einer Massenpsychologie.
29 Vgl. Freud, S. 18.
30 Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn, in: Friedrich Nietzsche, Werke in drei Bänden, 3. Bd., hrsg. v. Karl Schechta, Darmstadt 1997, S. 313.
31 Ebda.
32 Ebda, S. 314. - Eine Metonymie (gr. Namensvertauschung, Umbenennung) bezeichnet wie eine Metapher oder Analogie einen nicht-wörtlichen Gebrauch von Ausdrücken. Z.B. wird die Ursache für die Wirkung genommen (viel Lärm um nichts), Rohstoffe werden als Erzeugnisse gesetzt (Eisen für Schwert), ein Gefäss wird mit dem Inhalt gleichgesetzt (ein Glas trinken).
33 Karl Popper, Logik der Forschung, 1935, Tübingen 2002, S. 31, 75 f.
34 Jutta Göricke, Cy Twombly, München 1995, S. 72.
35 Ebda, S. 76 f.
36 Jean François Lyotard, Das postmoderne Wissen, 1979 - dt. 19821, Wien 1999, S. 14.
37 Lyotard, Postmodernes Wissen, S. 14.
38 Überhaupt: moderne und postmoderne Debatten haben starke Zweige in der Kunst- und Literaturwissenschaft und Architektur. Vgl. dazu das Stichwort: Modern, Modernität, Moderne in: Geschichtliche Grundbegriffe 4, Stuttgart 1978, S. 93 ff.; vgl. nach dem "Kommunistischen Manifest" auch Bermann, All That is Solid.
39 In "Patchwork"-Biographien und pluralen Milieus.
40 Dies ist der Titel eines Buches von Burkart Lutz: Frankfurt/New York 1989.
41 Albrecht Wellmer, Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne, Frankfurt 1985, S. 51.
42 Vgl. bes. §§ 185, 238, 243 ff., 252, 255 f. der "Rechtsphilosophien".
43 Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne, Berlin 19975, S. 175.
44 Dazu Eike Hennig, Der Begriff der Politik bei Max Weber und Carl Schmitt, in: François Beilecke, Katja Marmetschke (Hrsg.), Der Intellektuelle und der Mandarin, Kassel 2005, S. 161-184.
45 Zum "asketischen Ideal" vgl. Klaus Lichtblau, Kulturkrise und Soziologie um die Jahrhundertwende, Frankfurt 1996, bes. S. 126 ff.
46 Dazu Klaus Lichtblau, Das Zeitalter der Entzweiung, Berlin 1999.
47 Welsch, Unsere postmoderne Moderne, S. 175.
48 Nietzsche, Werke II, S. 871.